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Sind Sie sexy für Bewerber?

TINA VOß


Aktuelle Lage

In der Vergangenheit bekamen Kliniken und Unternehmen waschkörbeweise Bewerbungen. Die geburtenstarken Jahrgänge haben den Arbeitsmarkt geprägt. In den letzten zehn Jahren änderte sich die Lage. Nun sprechen wir – hauptsächlich wegen des demografischen Wandels – vom schleichenden oder galoppierenden Fachkräftemangel.
Viele Folgen beobachten wir schon. Die Anzahl der Bewerber ist dramatisch geschrumpft. Bereits heute arbeiten in Altenheimen viele osteuropäische Pflegekräfte, weil der Bedarf aus deutschen Arbeitnehmern schon lange nicht mehr gedeckt werden kann. Dazu kommt die rasant voranschreitende Digitalisierung der Arbeit. Wir befinden uns in einer Generation des Übergangs. Die große Frage, die sich Arbeitnehmer in der Zukunft stellen werden: Arbeiten wir oberhalb oder unterhalb der Technik? Führen wir computerunterstützte Operationen durch oder werden wir von einem Rechner, der vorab die sinnvollste Reihenfolge ausrechnet, zu den Patienten geschickt?


Wer steht uns jetzt und in Zukunft für diese Arbeiten noch zur Verfügung?

Die Generation Y, auch Millennials genannt. Sie sind die erste Generation der Digital Natives, die größtenteils in einem Umfeld von Internet und mobiler Kommunikation aufgewachsen ist. Die „Gen Y“ gilt als gut ausgebildet, oft mit Hochschulabschluss und zeichnet sich durch einen technologieaffinen Lebensstil aus. Dagegen sind vor dieser Zeit geborene Menschen durch die Bank sog. „Digital Immigrants“. Die haben die Digitalisierung erst im Erwachsenenalter kennengelernt. Die Generationen werden in groben Zügen wie folgt eingeteilt:

  • Veteranen: vor 1946 geboren
  • Babyboomer: 1946–1964
  • Gen X: 1965–1980
  • Gen Y: 1981–1995/1999
  • Gen Z: 1995/1999–2010

Die heutigen Talente ticken zudem komplett anders als die Bewerber zu Zeiten geburtenstarker Jahrgänge und besetzen andere Werte. Eine Typisierung der Gen Y kann man zu folgenden berufsrelevanten Schlagworten zusammenfassen:

  • Sinn schlägt Status
  • Teilen können schlägt Besitzen wollen
  • Social Media schlägt Buschtrommel und Flurfunk
  • Zeitwohlstand schlägt finanziellen Wohlstand
  • Frei Gestalten schlägt Arbeiten müssen
  • Glück schlägt Geld
  • Gemischtes Team schlägt Einzelkämpfertum


Wo findet man diese Generation?

Sie tummeln sich auf Facebook, Pinterest, Instagram, Youtube, Twitter und Snapchat. Auch Kliniken sind gut beraten, diese Kanäle zu kennen und sie mit passgenauen Inhalten zu bespielen. Aber was meint das genau? Verantwortliche für den Social Media-Bereich brauchen eine Strategie dahinter, die mindestens die folgenden Fragen beantwortet:

  • Wer soll mit den Inhalten erreicht werden?
  • Welche Inhalte sind für genau diese Zielgruppe relevant?
  • Wie oft werden Inhalte von wem gepflegt?

Ein Facebook-Account, der seit Monaten keine Postings hatte, schadet einer Klinik mehr, als wenn sie gar nicht im Social Media-Bereich vertreten wäre. Zudem sind beispielsweise in Englisch publizierte eigene Forschungsergebnisse sicher für eine enge Zielgruppe interessant, aber wenn engagierte Pflegekräfte gesucht werden, fühlen die sich davon nicht angesprochen.


Schon mal auf Kununu.com geschaut?

Bei Firmen und Kliniken ist dieser Account als Arbeitgebermeckerportal in Teilen bereits berüchtigt. Daneben gibt es noch weitere kleine Portale wie Yelp/Yoodoo, Jobvoting, MeinChef, etc. All diese Portale kann man aber auch positiv nutzen. Selbst bei sehr negativen Bewertungen darf man bei Kununu mit einer Stellungnahme reagieren und den unzufriedenen Poster damit zum Dialog einladen. Zudem kann man mit Videos, Fotos und Beschreibungen die Firmenkultur darstellen. Punkte wie „Vereinbarkeit Familie und Beruf“, „Flexible Arbeitszeiten“, Homeoffice“ oder „Kinderbetreuung“ können von Bewerbern mit einer Suchfunktion gefunden werden. Schauen Sie mal auf Kununu.com, was Ihre Mitarbeiter so über Sie schreiben. Haben die noch nichts geschrieben? Sehr gut. Animieren Sie sie dazu! Viele Bewerber klicken auf Kununu, um abzugleichen, ob die vollmundigen Versprechungen der Karriereseiten sich auch in den Bewertungen widerspiegeln.


Bekanntheit bringt Bewerber

Wenn ein zukünftiger Mitarbeiter den attraktiven Klinik-Arbeitgeber weder on- noch offline kennt, kann der Arbeitgeber auch nicht in die engere Wahl kommen. Neben dem Dienstleistungsmarketing rund um die Patientenversorgung muss auch in das Arbeitgebermarketing investiert werden.

Kliniken müssen sichtbar sein! Aber wie?

  • An Wettbewerben beteiligen
  • Praktikumsplätze.anbieten
  • An Messen im Bereich Karriere, Frauenförderung o. ä. teilnehmen
  • Arbeitgeberwettbewerbe (Großer Preis des Mittelstands, Great Place to Work, Top-Job- Arbeitgeber)
  • Firmenvideos für Azubis auf Youtube erstellen
  • Tag der offenen Tür/Hausmessen/Sommerfeste


Was sind die Dinge, die on- und offline kommuniziert werden können?

Hier eignen sich die herausragenden Vorteile der Klinik am besten. Sie kennen keine? Fragen Sie mal Ihre Mitarbeiter. Setzen Sie sich zusammen und bitten Sie die Kollegen 70 Punkte aufzuschreiben, die für ihre Firma sprechen. Nicht weniger! Und fragen Sie die Bewerber, wie sie auf Sie aufmerksam geworden sind. Kommunizieren Sie aber keine Familienfreundlichkeit oder andere positive Aspekte, wenn die nicht stimmen. Wenn Sie familienfreundlich sind, kommunizieren sie was das genau heißt:

  • Betriebs-Kita
  • Zuschüsse zur Krippe
  • Programme zur Pflege von Angehörigen
  • Begleitung des Wiedereinstieges nach der EZ
  • Flexible Arbeitszeitprogramme je nach Familienplanung


Nun bewerben sich viele tolle Menschen bei Ihnen …

Erfährt der Bewerber sofort mit einigen persönlichen Zeilen, dass Sie sich freuen oder dauert das etwa länger? Oder durchläuft die Bewerbung mit einem Verteilerzettel die halbe Klinik? Jede Interaktion im Laufe des Prozesses sollte den Kandidaten im besten Fall begeistern oder zumindest ihn in seiner Entscheidung für die Klinik bekräftigen. Sie glauben, Sie sitzen am längeren Hebel? Das ist längst vorbei. Faustregel: Je höher die Qualifikation, desto mehr kann der Bewerber auswählen. Das ist unbequem, aber so hat sich der Wandel des Marktes vollzogen. Organisieren Sie den Bewerbungsprozess wie eine Reiseroute, auf der sie alle Kontaktpunkte zwischen Bewerber und Klinik im zeitlichen Verlauf skizzieren. Alle Interaktionen on-/offline, schriftlich und persönlich sollten überprüft werden, ob sie Begeisterungs- oder Enttäuschungsfaktoren aus Sicht des Kandidaten aufweisen. Dazu brauchen Sie die Feedbacks der Bewerber/ Mitarbeiter, die diesen Prozess kürzlich durchlaufen haben. Im anschließenden Vorstellungsgespräch muss der Arbeitgeber den Bewerber von seinen Qualitäten überzeugen. Wechselseitige Erwartungen werden abgeglichen. Auch wenn Bewerber noch keine Familienpläne haben, ist es wichtig zu wissen, welche Möglichkeiten es im Unternehmen gibt. So sieht der Bewerber Ihr Unternehmen eng mit seiner Familienplanung verknüpft.

Wichtige Punkte in der Mitarbeiterbindung

  • Willkommenskultur mit Einarbeitungsplan, Blumenstrauß, Mentoren o. ä.
  • Work-Life-Balance
  • Flexible Arbeitszeiten gekoppelt mit sinnvollen Aufgaben
  • Weiterbildungsmöglichkeiten
  • Betriebliches Gesundheitsmanagement mit Sport- und Wohlfühlangeboten


Fazit

Jede Klinik sollte sich auf die eigenen unverwechselbaren Kerneigenschaften und Charakteristiken besinnen, diese ausbauen und nach außen so platzieren, dass die sich eine positiv erlebte Arbeitgebermarke bildet. Machen Sie multimediale Inhalte – Videos, Bilder, pdfs – abrufbar. Um zukünftige Bewerber auf dem Laufenden zu halten, Neuigkeiten in Social Media-Profile einspeisen. Eine Kombination aus aktiven und passiven Recruitingmaßnahmen ist der Schlüssel zu mehr Bewerbern, denn wir können uns nicht auf Erfahrungswerte berufen. 2004 belegte in einer Studie das Thema Vereinbarkeit den letzten Platz bei Umfragen zur Wichtigkeit für Bewerber. Heute ist es eines der zentralsten Themen in Studien zur Arbeitgeberattraktivität. Unternehmenskultur muss das vorleben. Vollzeitkollegen dürfen dabei nicht leiden, damit sie nicht die Solidarität mit den Teilzeit-Mitarbeitern aufkündigen. Arbeitsverhältnisse sind nicht mehr statisch. Wer morgen Vollzeit arbeitet, kann in zwei Jahren Lust auf Teilzeit haben. Es muss ideologiefrei über verschiedene Lebensentwürfe gesprochen und an Teamlösungen gearbeitet werden.


Auszug aus dem aktuellen Titel "Krankenhausmanagement"

Bild: © fotolia/AndreyPopov


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