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3 Fragen an...

Vera Starker  ist Wirtschaftspsychologin, MBA in systemischer Organisationsentwicklung sowie Autorin und forscht und berät zu Neuem Arbeiten im digitalen Zeitalter.
Elsa van Amern ist Diplom Psychologin, Autorin und leitet das Team des IMAP Instituts für Mensch, Arbeit & Psychologie. Durch psychologische Diagnostik, Interventionsplanung, Umsetzung und Evaluation gestaltet sie die Entwicklung von Menschen in Unternehmen.
Maike Riegel hat nach einem M.A. an der philosophischen Fakultät das Studium der Psychologie abgeschlossen (B.Sc.). Sie ist außerdem Medizinethikern und Mitarbeiterin im Institut für Mensch, Arbeit und Psychologie (IMAP). Sie arbeitet insbesondere zu den Themenkomplexen Resilienz und Stigmatisierung u.a. bei Mitarbeitern im Gesundheitswesen.


1. Was ist konzentriertes Arbeiten und warum wurde es im Gesundheitswesen noch nicht durchgehend implementiert?

Es gibt kein flächendeckendes Verständnis darüber, was häufige Arbeitsunterbrechungen und Multitasking für erschöpfende und stressende Wirkung entfalten. Außerdem wird es von vielen als naturgegeben betrachtet, dass es in einem Krankenhaus viele Störungen gibt. Studien zeigen allerdings, dass viele davon nicht notwendig wären. Um hier etwas zu verändern, braucht es ein strukturiertes, sehr effizientes Vorgehen – also ein Modell – um die Veränderung herbeizuführen. Konzentriertes Arbeiten bedeutet, die eigene Aufmerksamkeit über einen längeren Zeitraum auf eine Sache zu richten. Alle vier Minuten im Schnitt unterbrochen zu werden, lässt das nicht zu.

2.Welche Änderungen müssen in Gesundheitseinrichtungen umgesetzt werden, damit das medizinische Personal konzentriert arbeiten kann?

Zunächst einmal braucht es ein tieferes Verständnis für die erschöpfenden Folgen von Multitasking und Arbeitsunterbrechungen (Fragmentierung). Auf dieser Basis ist es folgerichtig, die Arbeit so umzugestalten, dass beide Faktoren reduziert werden. Das wiederum setzt aber voraus, dass es eine hohe Relevanz hat, wie es dem Gesundheitspersonal geht. Und das führt uns auch zu den Themen Führung, Kooperation, Resilienz und Selbstfürsorge, die im digitalen Zeitalter auch in Kliniken neu gedacht werden müssen. 

3.Was versteht man unter dem The Focused Hospital Modell und welche Veränderungen werden damit herbeigeführt?

Das Focused-Hospital-Modell ist ein systemisches Modell zur Defragmentierung und Fokussierung des Klinikalltags. Veränderungen sind vor allem, dass es weniger Arbeitsunterbrechungen gibt, unnötige Bürokratie abgebaut, Prozesse deutlich fokussiert und gleichzeitig Resilienz und Selbstfürsorge gestärkt werden. Das Modell ermöglicht einen strukturierten und fokussierten Diskurs aller Handlungsfelder, die relevant sind, um eine gute Arbeitssituation zu schaffen, die nicht erschöpft. Ebenso ermöglicht das Modell den Kliniken autonom in diesem Diskussionsprozess auf den Stationen und in den Teams die jeweils passenden Lösungen zu finden, um die Arbeit zu entschlacken, selbstorganisierter und mitbestimmter zu gestalten.

4.Welcher ist der wichtigste Umsetzungsaspekt des Modells? 

Da wir systemische Veränderungen nicht über eine einzelne Maßnahme erreichen können, sind alle Handlungsfelder des Modells grundsätzlich gleichrangig, aber je nach Kontext unterschiedlich wichtig. Wenn man einen Aspekt herausheben möchte, dann ist es die Defragmentierung der Abläufe. Die Unterbrechungsquote muss sinken und es muss Zeiten konzentrierter Arbeit ohne Störungen geben (u.a. über Home-Office-Lösungen).


The Focused Hospital (Hrsg.: Vera StarkerElsa van Amern und Maike Riegel) beschäftigt sich mit der Frage, wie konzentriertes und fokussiertes Arbeiten mit einem anspruchsvollen und fragmentierten Klinikalltag zu vereinbaren ist. 


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