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3 Fragen an...

Sowohl Theorie als auch Praxis spielen eine Rolle im Alltag des Pflegeprofis Florian Bechtel: Neben seinem Studium des Managements im Gesundheitswesen ist er als Gesundheits- und Krankenpfleger auf der Herz-und Gefäßchirurgischen Intensivstation des Universitätsherzzentrums Freiburg beschäftigt. In zahlreichen Fachartikeln, Blogbeiträgen und Social Media-Aktivitäten sowie als Redner verleiht er der professionellen Pflege eine Stimme. Als Vorstandsmitglied bei Hashtag Gesundheit e.V. engagiert er sich für die Zukunft des Gesundheitswesens.

Was verbirgt sich hinter dem Konzept „Pflege auf Augenhöhe“?

Die professionelle Pflege wird vielerorts noch als reiner Hilfs- und Assistenzberuf betrachtet, was zur Folge hat, dass die Auswirkungen guter Pflege auf den Gesundheitszustand der Patienten und Bewohner nicht gesehen werden bzw. nicht gesehen werden wollen. Hier gilt es, die Professionalisierung der Pflegeberufe voranzutreiben, indem wir eine sinnvolle und praxisorientierte Akademisierungsstrategie ausbauen, um die pflegerische Arbeit evidenzbasiert weiterentwickeln zu können. 

Außerdem gilt es, endlich eine hauptamtliche berufspolitische Vertretung flächendeckend zu etablieren. Es wird Zeit, dass Pflegeprofis selbst ihre Profession gestalten! Wir müssen weiter dafür arbeiten, dass professionelle Pflege einen großen und bedeutenden Teil unserer Gesundheitsversorgung leistet, ebenso wie die ärztlichen Kollegen, die Physiotherapeuten und alle anderen Berufsgruppen, die mit ihrer Arbeit dafür sorgen, den Genesungsprozess voranzutreiben.

Gute Patientenversorgung geht nur, wenn alle Beteiligten wertschätzend im interprofessionellen Team zusammenarbeiten – eben auf Augenhöhe!

Inwiefern ist eine Digitalisierung auf Augenhöhe von Bedeutung?

Digitalisierung ist, nach meinem Dafürhalten, eine große Chance für alle Gesundheitsberufe, um zeitliche Ressourcen zu schaffen, welche in die Kernaufgabe reinvestiert werden können: Die Patientenversorgung. Die findet nämlich beim Patienten statt und nicht am Computer. 

Es ärgert mich, dass die Digitalisierung der Pflege oft direkt mit „Pflegerobotern“ assoziiert wird. Roboter werden einen professionell Pflegenden und dessen ganzheitliche Kompetenzen nicht ersetzen können. Und das Ziel der Digitalisierung darf es, meiner Meinung nach, auch nicht sein, irgendwann die Roboterklinik zu entwickeln, in welcher der Patient das einzig Menschliche repräsentiert. 

Eine durchdachte Digitalisierungsstrategie bewirkt eher das Gegenteil: Es soll Menschlichkeit zurückgebracht werden, indem beispielsweise administrative Aufgaben automatisiert werden. Der digitale Wandel kann allerdings nur im interprofessionellen Team geschehen, indem dort Bedarfe und Bedürfnisse ermittelt werden. Außerdem gilt es, nicht stumpfsinnig alte Prozesse in eine digitale Verpackung zu stecken, sondern diese zu hinterfragen und zu evaluieren. Wenn wir das schaffen und die beteiligten Berufsgruppen miteinbeziehen, bin ich mir sicher, dass der digitale Wandel ein voller Erfolg wird!

Welche Chancen ergeben sich für das Selbstverständnis der Pflege?

Ich persönlich nehme wahr, dass viele Kollegen aufgrund der vielen Veränderungen, die momentan auf den Weg gebracht werden oder noch in den Kinderschuhen stecken, verunsichert sind. Viele sind jahrelangen Stillstand gewöhnt. Für die muss es sich wie ein Geschwindigkeitsrausch anfühlen, dass die Pflege sich zumindest politisch momentan stark verändert und neu aufstellt. 

Ich glaube, der Moment ist jetzt optimal für die professionelle Pflege, um noch mal richtig Selbstvertrauen zu tanken. Lange waren wir nicht mehr so im politischen und medialen Fokus wie heute. Diese Aufmerksamkeit gilt es zu nutzen, indem wir deutlich machen, was wir brauchen und fordern, um die Pflege auch in Zukunft professionell gestalten zu können. Wir neigen leider oft dazu, lautstark zu zeigen, was wir nicht wollen. Deshalb wünsche ich mir mehr Konstruktivität im berufspolitischen Diskurs. Es muss selbstverständlich werden, dass mit den Pflegenden geredet wird und nicht nur über die Pflege!


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