3 Fragen an...
Dr. Roy Kühne gehört seit 2013 dem Deutschen Bundestag und dem Ausschuss für Gesundheit an.
1. Durch die Corona-Pandemie hat die Arbeit von Menschen in Gesundheits(fach)berufen in der breiten Bevölkerung mehr Sichtbarkeit und Wertschätzung erhalten. In der Realität fühlen sich jedoch viele Fachkräfte – von Pfleger:in, über Physiotherapeut:in bis hin zu Apotheker:in – von der Politik nicht gesehen. Welche konkreten Maßnahmen müssen jetzt umgesetzt werden, um die Fachkräfte in dieser schwierigen Zeit zu unterstützen und eine kommende Abkehr vom Gesundheitsberuf (u.a. Pflexit) zu vermeiden?
Erstmal macht es Sinn, jungen Menschen genereller schneller an die gelebte Berufswelt heranzuführen. Berufliche Praktika in allen Schulformen ab einer zu bestimmenden Klassenstufe würde den Einblick erleichtern. Auch die Frage nach einem verpflichtenden sozialen Jahr darf durchaus gestellt werden. Vielleicht würden wir dadurch die Anzahl der Studienabbrecher senken. Generell ist aber zu bemerken, dass die finanziellen Anreize in den sozialen Berufen wie Pflege z.B. im Vergleich zur Industrie noch immer hinterherlaufen.
In vielen Bereichen der aktuellen Versorgung wird ständig kontrolliert, ob alles nach Qualität abläuft, ob alle Geräte vorhanden sind und funktionieren und ob jeder seinen „Genehmigungsschein“ hat. Typisch deutsch! Im Bereich der Ausbildung gerade in den Gesundheits(fach)berufen wurde jahrelang weggeschaut – immer war irgendwer anders verantwortlich – das Land, der Bund, die Schulen oder sogar die Lehrer. Auch im Bereich der Ausbildung sollte eine stetige Qualitätskontrolle erfolgen – nur so können wir gewährleisten, dass Auszubildende nach der Ausbildung auch das können, was die Realität verlangt. Theorie und Praxis müssen mehr Hand in Hand gehen.
Die Zukunft der Gesundheits(fach)berufe von Roy Kühne, Jürgen Graalmann und Franz Knieps (Hrsg.) beleuchtet, wie die Gesundheits(fach)berufe – qualitativ wie ökonomisch – zur Verbesserung der Gesundheitsversorgung beitragen können.