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3 Fragen an...

Klaus Bürg ist General Manager bei Amazon Web Services Deutschland, Österreich und Schweiz und eröffnet am 19. Januar 2021 den BMC-Kongress mit einer Keynote zu Innovationen und Nutzerorientierung des Plattformmodells Amazon Web Services. 

1. Sowohl im internationalen Vergleich als auch im Vergleich zu anderen Branchen zeigt sich: Die Digitalisierung des Gesundheitswesens geht nur langsam voran. Was muss aus Ihrer Perspektive geschehen, damit die digitale Transformation strategisch gut gelingen kann? 

Es ist richtig, dass neueste Technologien, wie beispielsweise maschinelles Lernen (ML) heute neue Möglichkeiten im Gesundheitswesen eröffnen. Dazu gehört beispielsweise die Früherkennung und die Prognose von Krankheitsverläufen. Darüber hinaus sind auch Anwendungsfälle abgedeckt, in denen es möglich wird, Krankheiten bei Patienten zu behandeln, bevor sie ausgebrochen sind. Aber auch eine höhere Individualisierung und damit bessere Behandlung der Patienten wird damit möglich. Neue Technologien schaffen also eine Grundlage, die es Ärzten erlaubt, noch mehr auf die Bedürfnisse der individuellen Patienten einzugehen, zugleich aber auch Zeit und Aufwand bei einfachen und repetitiven Aufgaben einzusparen. Diese neu gewonnene Zeit des Arztes kommt dem Patienten zugute und dieser kann auch zusätzlich von digitalen Helfern wie z.B. Gesundheits-Apps und Wearables im Alltag unterstützt werden. Positiv ist auch, dass die Akzeptanz neuer Technologien zunimmt. Beispielsweise berichtet der BVDW, dass 57 Prozent der befragten Bürger in einer Studie angeben, dass künstliche Intelligenz (KI) als automatisierte Zweitmeinung in Untersuchungen miteinbezogen werden sollte, wenn diese Krankheiten mit einer größeren Wahrscheinlichkeit erkennen kann, oder Diagnosen treffender stellt. 

Um die Vorteile neuer Technologien aber wirklich nutzen zu können, muss sich das Gesundheitswesen grundlegend transformieren. Dazu gehört insbesondere der Aufbau digitaler Kompetenzen und die sachlich-fachliche Auseinandersetzung mit digitalen Themen. Der Umgang mit Telehealth-Anwendungen während der COVID-19 Zeit hat gezeigt, dass sowohl Ärzte als auch Patienten diese annehmen.

Die Politik nimmt hier natürlich eine wichtige Rolle ein: Wenn sie offen und mutig auf neue Technologien, wie die Cloud, zugeht und im gemeinsamen Dialog mit Wirtschaft und Gesellschaft die richtigen Rahmenbedingungen schafft, kann die Transformation gelingen. So folgen einige Länder beispielsweise den Empfehlungen von CISPE.Cloud, wenn es um Ausschreibungen im Cloud-Umfeld geht. 

Und ganz klar ist zu beachten: Gesundheitsdaten sind extrem sensible Daten. In Deutschland gibt es daher hohe Anforderungen insbesondere hinsichtlich Sicherheit, Qualität, Datenschutz und Datensicherheit. Gleichzeitig sollen Patientinnen und Patienten möglichst schnell von innovativen Versorgungsansätzen profitieren. IT-Sicherheit muss deshalb „Job Zero“ sein. So erreicht man die notwendige Akzeptanz bei allen Beteiligten. 

2. Was kann das Gesundheitssystem von den Prozessen und der Nutzerorientierung eines Plattformmodells, wie Amazon, lernen?

Der Vorteil von Plattformmodellen besteht darin, dass sie durch eine Vielfalt an Teilnehmern eine große Bandbreite an Dienstleistungen oder Produkten zur Verfügung stellen können und daraus resultierende Synergien nutzen kann. Für das Gesundheitssystem bedeutet das, dass beispielsweise Synergien in der wissenschaftlichen Untersuchung von Krankheiten oder Impfstoffen auch über Ländergrenzen hinweg genutzt werden können. Man denke hier an das gemeinsame Zusammentragen und Nutzen von Daten in der Forschung, die Möglichkeit nahezu uneingeschränkte Rechenleistung für komplexe Simulationen von Testfällen anzuwenden, oder die Möglichkeit, dass Experten in Teams an bestimmten Fragestellungen arbeiten können. So wird das Gesundheitswesen kostengünstiger, vor allem aber auch schneller, innovativer und kann sich besser an den Bedürfnissen der Patienten, aber auch den Gesundheitsdienstleistern (wie Ärzten, Krankenhäusern, Versicherern und Pharmaunternehmen) ausrichten. 

3. Amazon Web Services ist ein Cloud-Anbieter. Wie kann durch Cloud-Lösungen Nutzen für Patienten oder Beschäftigte des Gesundheitswesens generiert werden?

Im Gesundheitswesen muss die Brücke zwischen optimaler Patientenversorgung und effizientem Ressourcen-Einsatz geschlagen werden. Von der Diagnose bis zur Therapieforschung, aber eben auch zur effizienten Aufrechterhaltung des Gesundheitssystems. Cloud-Dienste können hier eine zentrale Rolle einnehmen, denn sie beschleunigen Projekte und machen diese agiler. Die langwierige Beschaffung und das Aufsetzen von IT-Infrastrukturen fallen weg, damit können Wochen und Monate Projektlaufzeit eingespart werden. Ferner erlauben es Cloud-Dienste, die enormen Datenmengen aus dem Gesundheitswesen kostengünstig zu speichern und zu verarbeiten, und es stehen schlüsselfertige Dienste für Datenanalysen und moderne Verfahren, wie etwa ML und KI, zur Verfügung. Häufig liegen gerade im Gesundheitswesen Informationen in Dokumenten und Bildern – oft auch in unterschiedlichen Formaten – vor. Sie sind oft nur schwer weiterzuverarbeiten. Mit der Hilfe von Cloud-Diensten, wie etwa für den Aufbau von Data Lakes zur Sammlung dieser unterschiedlichen Daten, und Diensten für die Analyse der Informationen kann dieses Wissen schnell und unkompliziert für die verschiedenen Teilnehmer des Gesundheitswesens nutzbar gemacht werden. Somit liefert die Cloud eine Grundlage für die Zusammenarbeit diverser Teilnehmer des Gesundheitssystems – auch ohne tiefe technologische Expertise. 

Dabei ist es wichtig, dass Kunden immer die volle Kontrolle über die Daten behalten und auch die IT-Sicherheit durch geeignete Maßnahmen gewährt wird. AWS geht diesen Weg konsequent seit Jahren, so können Kunden die AWS Cloud-Dienste beispielsweise unter Einhaltung von GDPR nutzen und AWS hält eine Reihe von international anerkannter Zertifizierungen und Akkreditierungen, wie etwa ISO 27017 für Cloud-Sicherheit, ISO 27018 für Cloud Privacy, ISO 9001 für das Gesundheitswesen, Life Science, medizinische Geräte, Automobilbranche und Luftfahrt und viele weitere. Darunter auch das C5 Testat des BSI.

Ein Beispiel dafür wie Unternehmen im Bereich des Gesundheitswesens von Cloud-Diensten profitieren können, ist das Münchner Leukämie Labor (MLL), das unter anderem seine Genomanalysen pro Probe um das Siebenfache, von 20 Stunden auf drei Stunden, durch den Einsatz der AWS Cloud verkürzen konnte. Weitere Kunden, wie etwa Roche, Moderna, oder die Weltgesundheitsorganisation, nutzen ebenfalls die Vorteile der AWS Cloud.

Aber auch die momentane Corona-Situation hat gezeigt, welchen Vorteil Cloud-Dienste bieten. Ob der Umzug ins Home-Office, die Kollaboration verschiedener Forscher-Teams über Grenzen hinweg, die Entwicklung von Gesundheits-Dienstleistungen, die online angeboten werden, oder auch die Nutzung hoch skalierbarer Callcenter-Lösungen, die es möglich machen, auch unter einem extrem hohen Anrufaufkommen noch mit Patienten in Kontakt zu bleiben: Cloud-Dienste ebnen den Weg für eine flexible Nutzung unterschiedlichster und modernster Technologien und erlauben es, konstant auf Veränderungen zu reagieren und neue Innovationen voranzutreiben.


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