
Interview mit Bernhard Calmer
Wie haben Sie als Unternehmer/Führungskraft den Beginn der Corona-Krise und des Shutdowns in Ihrem Verantwortungsbereich im März 2020 erlebt?
Als Softwareunternehmen, welches nahezu alle kritischen Pfade der Gesundheitsversorgung in der ambulanten und stationären Versorgung abdeckt, waren wir von Anfang an „an vorderster Front“. Wir haben schnell und unverzüglich reagiert, waren in ständigem Dialog mit den handelnden Regierungsstellen, haben die Mitarbeiter ad hoc ins Home Office geschickt und Softwaremodule wie die online-Terminvereinbarung und Videosprechstunden unseren Kunden kostenfrei zur Verfügung gestellt.
Wie hat die Corona-Krise Ihre internen Abläufe und/oder Ihre Organisation verändert?
Die wichtigsten Aktionen waren sicherlich intern: Home Office, drastische Erhöhung der Leitungskapazitäten, Umstellung aller Präsenzmeetings auf Videokonferenzen. Das fiel uns grundsätzlich leicht, da alle notwendigen Tools bereits im Einsatz waren.
Natürlich haben wir sofort Regeln aufgestellt und Hygienemaßnahmen ergriffen für alle Mitarbeiter, deren Anwesenheit dennoch erforderlich war, z.B. für die Kollegen im Rechenzentrum, bei der Hardwarekonfiguration oder in bestimmten Hotlinebereichen.
Schwieriger gestaltete sich die weitestgehende Umstellungen der Dienstleistungen beim Kunden. Wir haben z.B. in der Pandemie ein Krankenhaus von einem Krankenhausinformationssystem eines Wettbewerbers umgestellt und alle notwendigen Parametrierungen, Abstimmungen etc. sind per Videokonferenz durchgeführt worden. Die größte Umstellung dabei war die Umstellung auf virtuelle Schulungen. Da mussten wir mit dem Kunden erst einmal gemeinsam üben und lernen, wie wir Gruppen von bis zu 20 Pflegekräften in Zoom- bzw. Teams-Sitzungen an die Nutzung eines neues KIS heranführen. Letztlich haben wir das aber gemeinsam mit Bravour gemeistert und konnten erfolgreich in den Echtbetrieb gehen.
Ganz ohne physische Präsenz sind aber auch wir nicht ausgekommen: mussten doch zum Beispiel Konnektoren für die TI ausgeliefert und vor Ort installiert werden.
Darüber hinaus haben wir spezielle Produkte – wie z.B. ein Patientenbesucher-Portal –entwickelt, mit dem die Krankenhäuser die Nachverfolgung von Besuchern digitalisieren konnten.
Die neu entwickelten Module werden fester Bestandteil unseres Portfolios.
Mobile Work – oder „New Work”, nicht mehr jeden Tag im Office erscheinen (müssen), wird sicher fester Bestandteil der neuen Arbeitswelt. Gewandelte Anforderungen an Zusammenarbeit, Kultur, Führung und Eigenverantwortung in der Post-Coronazeit werden uns noch lange beschäftigen.
Die „neue Normalität“ ist Herausforderung und Chance zugleich, die Balance muss aktiv entwickelt werden – auf das richtige Maß kommt es an!