COVID-19 in Wuhan
COVID-19 in Wuhan: Was können wir vom Ursprungsort der Pandemie lernen?
BIAO CHENG, MEIMEI WANG und STEFFEN FLEßA
Am 31. Dezember 2019 informierte die chinesische Regierung das Landesbüro der Weltgesundheitsorganisation (WHO) über ein Cluster von Lungenentzündungen unbekannter Ätiologie in der Millionenmetropole Wuhan in der Provinz Hubei (Lin et al. 2020). Als Beginn der Epidemie wurde von den chinesischen Behörden „Ende Dezember“ angegeben, aber es gibt Hinweise darauf, dass bereits Mitte November erste Fälle registriert wurden, die nach heutigem Wissen COVID-19 zugeordnet werden können (Huang et al. 2020; Wiegmann 2020). Die Patienten litten an einem schweren akuten respiratorischen Syndrom, häufig mit Fieber, Kopfschmerzen und trockenem Husten, einige Patienten waren bereits verstorben. Am 7. Januar 2020 wurde ein bisher beim Menschen unbekanntes Coronavirus als Ursache der Infektion bestätigt. Die Erkrankung wurde COVID-19 (Corona Virus Disease 2019) genannt, das auslösende Virus SARS-COV-2 (Severe Acute Respiratory Syndrom – Corona Virus 2) (DGUV 2020). Schnell breitete sich das Virus von Wuhan in die ganze Welt aus, und bereits am 11. März 2020 erklärte die WHO COVID-19 zur Pandemie (RKI 2020). Seitdem (Stand 1.9.2020) sind 25 Mio. Menschen an dem Virus erkrankt, 850.000 sind verstorben.
COVID-19 machte plötzlich eine Stadt in Zentralchina bekannt, die zumindest in Europa bislang nur wenige kannten. Als Wuhan bezeichnet man sowohl die Stadt mit etwa 8 Mio. als auch ein Verwaltungsgebiet mit schätzungsweise 11 Mio. Einwohnern. Die City liegt am Zusammenfluss von Jangtsekiang und Han-Fluss und ist ein traditionelles Handels- und Industriezentrum. Mit einem Bruttoinlandsprodukt von ungefähr 23.000 US$ pro Kopf und Jahr ist Wuhan vergleichsweise wohlhabend. Die Stadt ist auch ein Zentrum der medizinischen Versorgung und insbesondere der medizinischen Forschung. Beispielsweise zählt das Tongji Medical College der Huazhong University of Science & Technology, deren Geschichte sich bis zu der Gründung einer medizinischen Ausbildungsstätte durch deutsche Militärärzte während der Kolonialzeit zurückverfolgen lässt, zu den besten Ausbildungs- und Forschungsstätten in China mit engen Forschungskontakten u.a. nach Deutschland (Chen et al. 2019). Vor Corona gab es sieben große Krankenhäuser in Wuhan, deren Standard über dem durchschnittlichen Niveau der chinesischen Gesundheitsversorgung gelegen haben dürfte.
Die Entwicklungen in Wuhan überraschten selbst nationale und internationale Fachleute: Innerhalb kürzester Zeit kam es zu einem gewaltigen Ausbruch der neuen Erkrankung, die das komplette Gesundheitswesen überforderte. Ebenso überraschend scheint die Tatsache, dass die Regierung von China es allem Anschein nach geschafft hat, den Ausbruch in vergleichsweise kurzer Zeit unter Kontrolle zu bekommen und eine zweite Welle bislang zu verhindern. Um aus diesen Erfahrungen zu lernen, scheint es sinnvoll, die COVID-19-Epidemie in Wuhan, die Interventionen und ihre Wirksamkeit zu analysieren. Wo sonst sollte man die Dynamik der Epidemie besser verstehen als an deren Ursprungsort?
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