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Medikamente und Drogen im Flugzeug

Management von Notfällen durch Alkohol, Medikamente und Drogen

Georg Dultz


Auch wenn alkoholisierte Flugpassagiere keine Seltenheit sind, kommen schwere Intoxikationen nur sehr selten vor. Das Management besteht aus Kontrolle und Erhalt der Vitalfunktionen (Atmung, Kreislauf). Gleiches gilt für schwere Intoxikationen mit Drogen oder Medikamenten.


1. Intoxikation durch Alkohol und Medikamente

Ein relevanter Anteil der Flugpassagiere konsumiert vor und/oder während des Fluges Alkohol. Übermäßiger Alkoholgenuss kann zur Bewusstseinseinschränkung und Bewusstlosigkeit führen. Gleiches gilt für die Einnahme von Beruhigungsmitteln, besonders in Kombination mit Alkohol.

  • Bei bewusstseinsgestörten oder bewusstlosen Personen können Alkoholgeruch, Beobachtungen durch andere Flugreisende oder die Crew sowie leere Medikamentenblister im Handgepäck Hinweise auf eine Intoxikation durch Alkohol oder Medikamente sein.


Management schwerer Intoxikationen durch Alkohol oder Medikamente

  • ständige Überwachung von Atmung und Kreislauf für den Rest des Fluges
  • stabile Seitenlage, wenn möglich – Aspiration bei Erbrechenvorbeugen
  • Messung des Blutzuckerspiegels, ggf. Glucosegabe
  • Legen eines Venenzugangs und Gabe von Elektrolytlösung aus dem Emergency Medical Kit
  • orale Flüssigkeitszufuhr nur an ansprechbare Personen (Wasser, Tee – kein schwarzer Tee oder Kaffee)
  • ggf. Gabe von Sauerstoff via Nasensonde

Wesentlich im Management ist die Kontrolle der Atmung für die restliche Flugdauer, Verhinderung von Aspiration bei Erbrechen (ggf. stabile Seitenlage, ggf. Intubation), Flüssigkeitssubstitution sowie Messung des Blutzuckerspiegels.


2. Alkoholentzugssyndrom

Bei Personen mit Alkoholabhängigkeit können 5–10 Stunden nach der letzten Alkoholaufnahme erste Entzugssymptome auftreten (Höhepunkt meist Tag 2–3). Durch die Gegebenheiten einer Flugreise und auf Langstreckenflügen kann dies während des Fluges eintreten. Meist können die Betroffenen selbst Angaben dazu machen und kennen die Beschwerden.

  • Die Symptome des Alkoholentzugs sind u.a. innere Unruhe, Angst, Herzrasen, Bluthochdruck, Schwitzen.


Maßnahmen an Bord

  • Alkoholgabe kann erwogen werden, sofern Ursache der Symptome eindeutig und Passagier bzw. Patient kooperativ
  • 5 mg Diazepam i.v. bei schweren Erregungszuständen durch Alkoholentzug
  • CAVE: Komplikation Alkoholentzugskrampf!


3. Drogennotfälle

Intoxikationen mit Drogen sind seltener, führen aber häufiger zu schwerer Bewusstseinsstörung und Atemdepression. Oft liegen Mischintoxikationen mit Alkohol und Medikamenten vor.

Ein Sonderfall der Drogenintoxikation kommt bei Drogenkurieren (vorwiegend aus Mittel- und Südamerika) vor, die größere Mengen Rauschgift in Päckchen verpackt im Darm transportieren (sog. Bodypacker). Platzt ein Päckchen, kommt es zu einer raschen Resorption größerer Substanzmengen mit Zeichen einer schweren Drogenintoxikation (Koma, Atemdepression, -stillstand). Dieser Zustand ist akut lebensbedrohlich.


Management von Drogenintoxikationen

  • häufig Mischintoxikationen mit Alkohol und Medikamenten
  • bei Bewusstseinsstörung Basismaßnahmen wie bei Intoxikation mit Alkohol und Medikamenten (Überwachung von Atmung und Kreislauf, Vermeidung von Aspiration, intravenöse Flüssigkeitssubstitution, Sauerstoffgabe und Blutzuckermessung)
  • bei schwerer Atemdepression Maskenbeatmung und ggf. Intubation
  • Ist bei einem intoxikierten Patienten mit schwerer Atemdepression eine Notfallbeatmung erforderlich, kann zunächst eine Beutel-Maskenbeatmung (erleichtert mit Guedel-Tubus) erfolgen, insbesondere, wenn die endotracheale Intubation nicht sicher beherrscht wird.


CAVE: Aspirationsschutz!


Medizinische Hotline am Boden: Wenngleich die Therapie von Intoxikationen durch die begrenzten Ressourcen an Bord nur symptomatisch ist, kann die spezifische Ursache für die Beratung durch die medizinische Hotline und die Weiterbehandlung am Boden relevant sein.


Dieser Beitrag ist ein Auszug aus "Taschenbuch Flugmedizin", herausgegeben von Prof. Dr. med. Jürgen Graf und Prof. Dr. med. Jochen HinkelbeinAlle Informationen zum Titel erhalten Sie hier.


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