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Cities Changing Diabetes

Als Direktor des Programms Cities Changing Diabetes von Novo Nordisk beschäftigt sich Steffen Nielsen mit der Bekämpfung von Diabetes Typ 2 in Großstädten. Auf dem BMC-Kongress 2020 tritt Nielsen als Referent auf. 

Herr Nielsen, in Deutschland diskutieren wir oft die Schwierigkeiten bei der ländlichen Versorgung. Das Programm Cities Changing Diabetes richtet sich dagegen an Ballungszentren. Warum fokussieren Sie sich auf Städte und Diabetes?

Lebten im Jahr 2000 noch 4,6% der erwachsenen Bevölkerung der Welt mit Diabetes, ist der Anteil 2017 laut International Diabetes Foundation auf 9,1% gestiegen, eine Verdoppelung! Bis 2045 werden mehr als 700 Millionen Menschen betroffen sein – 12% der erwachsenen Weltbevölkerung. Diese Entwicklung darf so nicht weitergehen. In den Städten lebt schon heute mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung, bis 2050 sind es zwei von drei Menschen. Die Verteilung von Diabetespatienten wird ähnlich sein. Daher der Fokus auf die Stadt: Wir erreichen viele Patienten dort, wo der Großteil ihres Lebens stattfindet.

Wie sollte die Versorgung von Diabetespatienten organisiert werden?

Meine wichtigste Beobachtung lautet: Wenn wir chronische Krankheiten wie Diabetes behandeln wollen, müssen wir die sozialen und kulturellen Faktoren beachten, also die Umstände, wie wir leben und was unsere Kultur prägt und ausmacht. Wir können den Anstieg der Diabetespatienten nur aufhalten, indem wir Netzwerke zwischen Akteuren im und außerhalb des Gesundheitswesens – z. B. bei Sozialämtern und im Bildungssektor – aufbauen und stärken. Sie alle können zur Lösung einer innovativen Diabetesversorgung beitragen.

Lassen Sie uns noch ein wenig über Lösungen sprechen: Welche Strategien empfehlen Sie, um eine effiziente patientenorientierte Versorgung in Ballungszentren zu erreichen?

In den ersten fünf Jahren von Cities Changing Diabetes haben wir vier Aktionsfelder verfolgt, die eine ganzheitliche Lösung herbeiführen. Erstens: Das Gesundheitssystem. Es gibt Orte auf der Welt, an denen eine Verbesserung erforderlich ist. In Deutschland zum Beispiel muss die Versorgung intersektoraler gestaltet werden. Zweitens: Orte prägen unsere Gesundheit. Es ist von enormer Bedeutung, ob Städte einen aktiven Lebensstil fördern. Ist es möglich, sich zu Fuß oder auf sicheren Wegen mit dem Fahrrad zu bewegen? Kopenhagen hat bspw. in den letzten 40 Jahren massiv in die Fahrradinfrastruktur investiert. Mehr als die Hälfte der Kopenhagener fährt jeden Tag mit dem Fahrrad. Drittens: Nachbarschaften. Wir haben beobachtet, dass Betroffene öffentlichen Stellen vergleichsweise wenig Vertrauen entgegenbringen, ebenso Ärzten, die sie jedes Jahr nur etwa sechs Stunden sehen. Viel mehr Zeit verbringen sie mit den Menschen in ihrer Umgebung. In Houston, Texas arbeiten wir z. B. mit Glaubensgemeinschaften zusammen. Diese Orte besuchen die Menschen gerne, sie vertrauen den Bekannten und erhalten dort neue Impulse. Durch die Schulung der lokalen Gemeindemitglieder in Gesundheitsthemen könnte viel erreicht werden. Und Viertens: Die Ernährung, die im Zusammenhang mit unserer Gesundheit steht. Gibt es gesunde Lebensmittel? Werden Menschen geschult, um gesunde Lebensmittel zuzubereiten? Was ist die Kultur rund ums Essen? Wenn wir unsere Essenskultur nicht ändern, haben wir ein Problem.

Wer ist für die Umsetzung von Maßnahmen in diesen Aktionsfeldern verantwortlich und wie stimmen Sie sich dabei ab?

In jeder Stadt haben wir eine lokale Arbeitsgruppe, die die Arbeit organisiert. Die Stadtverwaltung, eine lokale Universität oder Forschungseinrichtung und ein Vertreter aus dem Justizbereich ist mit am Tisch. Außerdem sind Patientenorganisationen, Versicherer und religiöse Einrichtungen im Organisationsteam. Im zentralisierten China ist die Regierung eng eingebunden. Ein dezentrales Modell existiert in den USA, wo wir auf Organisationen vor Ort setzen.Wir sind überzeugt, dass Engagement lokal verankert und motiviert sein muss, um nachhaltig zu sein. Ein einheitliches Modell, das wir in Städten auf der ganzen Welt einführen könnten, existiert nicht.

Interview & Übersetzung: Malou Windeler, BMC e.V.

Mehr Informationen zum BMC-Kongress finden Sie hier: http://www.bmckongress.de/


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